Lesereihe OderBuch
»Heimatgeschichten – Von Herkunft und Zuhause«
Nächte Veranstaltung:
Sonntag, 13. Juli, 15:00 – 16:30 Uhr
Lesung und Gespräch mit DENIZ UTLU
»Vaters Meer«
Moderation: Miriam Zeh
Ort: Dorfkirche Neulietzegöricke, 16259 Neulewin, OT Neulietzegöricke
Der Eintritt ist frei / Spenden sind wilkommen.
Einen LIVESTREAM der Veranstaltung gibt es ab 15 Uhr hier: https://tbc.out.airtime.pro/tbc_a


Foto: Heike Steinweg
Vaters Meer
(Roman, Suhrkamp Verlag, 2023)
Yunus ist dreizehn, als sein Vater nach zwei Schlaganfällen nahezu vollständig gelähmt ist und nicht mehr sprechen kann. Nach seinem Tod versucht Yunus, sich der Lebensgeschichte seines Vaters anzunähern: Er ruft Erlebnisse und Gespräche mit ihm aus seiner Kindheit wach, und wenn die Erinnerung Lücken aufweist, leuchten in seiner Fantasie Bilder auf, die die Leerstellen füllen. Sie fügen sich zu dem warmherzigen Porträt eines Mannes, der mit lauter Stimme lachte, auf Arabisch fluchte, der häufig abwesend und leicht reizbar war und der einst aus Mardin nahe der türkisch-syrischen Grenze nach Istanbul ging, den Militärputsch miterlebte und nach Deutschland kam.
Vaters Meer erzählt von einem Schicksalsschlag, der eine ganze Familie trifft, von einer Vater-Sohn-Beziehung, die abrupt endet, von Migration und Zugehörigkeit. Deniz Utlu zeichnet die unerwarteten Wege des Lebens wie der Erinnerung nach. Sein Roman zeugt von der Kraft des Erzählens – die dann am deutlichsten wird, wenn die Sprache das Letzte ist, was einem bleibt.
»Dieses Buch hat mein Herz gebrochen und wieder zusammengeflickt.« Fatma Aydemir
»Ich glaube, dass Vater-Sohn-Beziehungen, die ja sehr komplex sind, schwer zu erzählen sind, und ich finde das hier in wirklich ganz herausragender Weise gelungen.«
Cornelius Pollmer, Jury Bayerischer Buchpreis»[Der] Roman Vaters Meer über einen Hannoveraner Teenager und den Verlust seines Vaters ist ein literarisches Meisterwerk. … Deniz Utlu hat ein starkes und bleibendes Stück Prosa geschaffen.« Andreas Fanizadeh, taz. die tageszeitung
»Das Meer der Bilder leuchtet auf, indem sich die Erinnerungen ineinanderschieben, die Leerstellen kunstvoll gefüllt werden. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Das gelingt Deniz Utlu mit poetischer Kraft und hoher sprachlicher Sensibilität. Er ist ein großer pointenreicher Erzähler …« Lerke von Saalfeld, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Vaters Meer ist nun selbst eine wunderbare Grabungsarbeit geworden, eine literarische, die ein Familienleben archiviert … Es wird Vaters Meer nicht gerecht, ihn lediglich als Migrationsroman zu lesen.« Jolinde Hüchtker, DIE ZEIT
»Das Buch der Erinnerung, das dieser Roman ist, ist eine Verheißung für die Zukunft. Nicht nur die des Schriftstellers Deniz Utlu, der schon längst zu den interessantesten Stimmen seiner Generation zählt …« Andreas Platthaus, Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Tadellos geschrieben. Aufregend. Ein ruhiges Binnenmeer.« Péter Nádas
»In einer unmittelbar berührenden und humorvollen Sprache lässt Deniz Utlu uns teilhaben an den Konflikten, Feiern und dem Alltag einer Familie. Er eröffnet für die deutsche Literatur eine Erinnerungsgeographie, die von Hannover bis weit in die Türkei, an die syrische Grenze reicht.« Jury Alfred-Döblin-Preis 2021
DENIZ UTLU, geboren 1983 in Hannover, studierte Volkswirtschaftslehre in Berlin und Paris. Von 2003 bis 2014 gab er das Kultur- und Gesellschaftsmagazin freitext heraus. Sein Debütroman, Die Ungehaltenen, erschien 2014 und wurde 2015 im Maxim Gorki Theater für die Bühne adaptiert. Von 2017 bis 2019 schrieb er für den Tagesspiegel die Kolumne Einträge ins Logbuch. 2019 erschien sein zweiter Roman Gegen Morgen. Außerdem hat er Theaterstücke, Lyrik und Essays verfasst (u. a. für FAZ, SZ, Tagesspiegel und Der Freitag). Er forscht am Deutschen Institut für Menschenrechte und veranstaltet am Maxim Gorki Theater die Literaturreihe Prosa der Verhältnisse. Für seine Arbeit wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Alfred-Döblin-Preis und dem Literaturpreis der Landeshauptstadt Hannover und den Bayrischen Buchpreis. Für „Vaters Meer“ erhielt er 2024 den Literaturpreis der LiteraTour Nord 2024 und den Sonderpreis des Literaturpreises der Europäischen Union 2024
2024 wurde er mit dem Landgang-Stipendium ausgezeichnet.
MIRIAM ZEH, geboren 1988 in Hamburg, arbeitet als Literaturredakteurin bei Deutschlandfunk Kultur. Sie studierte Musik, Germanistik und Philosophie in Köln und St. Louis. 2021 wurde sie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main promoviert. Regelmäßig moderiert Miriam Zeh Literaturveranstaltungen in ganz Deutschland und sitzt als Literaturkritikerin in verschiedenen Preisjurys. 2022 war sie Sprecherin der Jury für den Deutschen Buchpreis
Vergangene Veranstaltungen 2025
Sonntag, 15. Juni, 15:00 – 16:30 Uhr
Lesung und Gespräch mit DIMITRIJ KAPITELMAN
»Russische Spezialitäten«
Moderation: Liane von Billerbeck
Ort: Dorfkirche Neulietzegöricke, 16259 Neulewin, OT Neulietzegöricke
Der Eintritt ist frei / Spenden sind wilkommen.
Für alle, die nicht Vor Ort dabei sein können, gibt es ab 15 Uhr unter diesem Link einen AUDIO–LIVESTREAM: https://tbc.out.airtime.pro/tbc_a


Foto: Paula Winkler
Russische Spezialitäten
(Roman, Hanser Verlag, 2025)
Bittersüß und zutiefst politisch schreibt Dmitrij Kapitelman in seinem neuen Roman über Familie und die (Un-)Möglichkeit der Verständigung in Zeiten alter und neuer Kriege.
Eine Familie aus Kyjiw verkauft russische Spezialitäten in Leipzig. Wodka, Pelmeni, SIM-Karten, Matrosenshirts – und ein irgendwie osteuropäisches Zusammengehörigkeitsgefühl. Wobei, Letzteres ist seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr zu haben. Die Mutter steht an der Seite Putins. Und ihr Sohn, der keine Sprache mehr als die russische liebt, keinen Menschen mehr als seine Mutter, aber auch keine Stadt mehr als Kyjiw, verzweifelt. Klug ist es nicht von ihm, mitten im Krieg in die Ukraine zurückzufahren. Aber was soll er tun, wenn es nun einmal keinen anderen Weg gibt, um Mama vom Faschismus und den irren russischen Fernsehlügen zurückzuholen? Ein Buch, wie nur Dmitrij Kapitelman es schreiben kann: tragisch, zärtlich und komisch zugleich.
»Den Mutter-Sohn-Konflikt erzählt Kapitelman auf tiefgründige, zärtliche Weise und immer mit einem großartigen Gespür für Situationskomik, obwohl die Lage todernst ist. … ›Russische Spezialitäten‹ ist ganz große Literatur.« Björn Hayer, Der Freitag, 20.02.25
»Es ist ein sanftes Buch, sehr humorvoll, sehr liebenswert, obwohl es doch ein düsteres Thema hat, aber Kapitelman zaubert aus diesem düsteren Thema ein leichtes, sehr schönes und gleichzeitig auch sehr bewegendes Buch.« Irene Binal, Ö1 ex libris, 16.02.25
»In seinem neuen, wunderbaren Roman … ist der Lebensmittelladen Magasin seiner Eltern in Leipzig das Zentrum der Geschichte, es geht um komplexe persönliche Beziehungen, um Geschichte, Corona, Putin, ums Überleben.« Erik Heier, tip Berlin, Februar 2025
DIMITRIJ KAPITELMAN, 1986 in Kyjiw geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Leipzig und absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München. Heute arbeitet er als freier Journalist. 2016 erschien sein erstes, erfolgreiches Buch „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“, für das er den Klaus-Michael Kühne-Preis gewann. 2021 folgte „Eine Formalie in Kiew“, für das er mit dem Buchpreis Familienroman der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet wurde.
LIANE VON BILLERBECK ist Journalistin, Autorin, Hörfunk- und Fernsehmoderatorin. Sie studierte Journalistik in Leipzig. Beim ORB moderierte sie das Politmagazin »Klartext« und war Kommentatorin für die ARD-»Tagesthemen«. Anschließend war sie als Redakteurin und Autorin für die Die Zeit tätig. Von 2005-2023 war sie Moderatorin bei Deutschlandfunk Kultur. Seit 2014 moderiert von Billerbeck die jährlich stattfindende Veranstaltungsreihe Weimarer Reden im Deutschen Nationaltheater Weimar.
Sonntag, 4. Mai, 15:00 – 16:30 Uhr
Lesung und Gespräch mit LIN HIERSE
»Wovon wir träumen«
Moderation: Andrea Gerk
Ort: Dorfkirche Neulietzegöricke, 16259 Neulewin, OT Neulietzegöricke
Der Eintritt ist frei / Spenden sind wilkommen.


Foto: © Linda Rosa Saal / Piper Verlag
Wovon wir träumen
(Roman, Piper Verlag 2023)
Nur eins kann ich mir nicht aussuchen: Tochter sein.
Eine junge Frau steht auf einem Berg in Shaoxing. Sie ist gekommen, um ihre Großmutter zu beerdigen. Die Frage, wo sie selbst hingehört, schiebt sie beiseite. Vielleicht ist sie überall ein bisschen zu Hause oder nirgendwo ganz. Ihre Mutter hat China vor Jahren verlassen, weil sie in Deutschland ein anderes Leben wollte. Die Träume der jungen Frau ähneln denen ihrer Mutter. Und doch träumt sie anders, weil die Orte verschwimmen und sie die Geister der Familie nicht loswird.
Subtil, mutig und mit feinem Gefühl für die Sprache erzählt Lin Hierse in „Wovon wir träumen“ von einer Beziehung zwischen Mutter und Tochter und den Fragen nach Identität, Nähe und Abgrenzung. Auf den Spuren der deutsch-chinesischen Geschichte findet sie eine Form, Migration nicht als Trauma zu begreifen, sondern als Traum.
„Extrem berührend und unaufdringlich nah: ein Roman wie eine innige Umarmung.“ Fatma Aydemir
LIN HIERSE geboren 1990 in Braunschweig, hat Asienwissenschaften und Humangeographie studiert. Sie ist Schriftstellerin und Journalistin. Ihre Texte und Kolumnen erscheinen unter anderem in der taz, bei Zeit Online und in Literaturzeitschriften. Nach ihrem hochgelobten Debüt „Wovon wir träumen“ (Piper 2022) ist „Das Verschwinden der Welt“ (2024) ihr zweiter Roman. Lin Hierse lebt und arbeitet in Berlin.
ANDREA GERK, arbeitet als Autorin und Moderatorin bei öffentlich-rechtlichen Radiosendern. Sie hat die Bücher Lesen als Medizin (2015) und Lob der schlechten Laune (2017) geschrieben und gemeinsam mit der Illustratorin Moni Port Fünfzig Dinge, die erst ab fünfzig richtig Spaß machen (2019), Ich bin da mal raus (2021) und „Pause. Das kurze Glück dazwischen“ veröffentlicht. Mit ihrer Familie lebt sie in Berlin.
Die Lesereihe OderBuch 2025 wird gefördert von der EUROPÄISCHEN UNION – Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.

